Diese vier Konfliktklärungs-Kompetenzen brauchen die Leader der Zukunft

Digitalisierung – für viele Fluch und Segen zugleich. Einerseits wird die menschliche Arbeitskraft in vielen Bereichen mehr und mehr durch Maschinen, Computer und womöglich bald durch künstliche Intelligenz ersetzt. Andererseits schafft die Digitalisierung mannigfaltige Möglichkeiten, flexibler, ortsunabhängiger und in ganz vielfältigen Konstellationen zusammenzuarbeiten. Sie bietet somit in zweierlei Hinsicht Zündstoff: als Initialzündung für Entwicklung, globale Kommunikation und Vernetzung, intelligente Synergien und Fortschritt. Aber auch als Brandbeschleuniger von Konflikten, die mit der digitalen Transformation einhergehen.

Jenseits von Social Media, Cloud Services, Big Data und Smart Devices geht es bei der Digitalisierung um mehr, als um das technische «Umkrempeln» von Unternehmen. Arbeitsplätze verändern sich so rasant und grundlegend, dass ganz neue menschliche Anforderungen an Mitarbeiter und Führungskräfte gestellt werden. Die digitale Transformation setzt unter Druck, fordert heraus, provoziert Spannungen. Doch gerade in unbeständigen Zeiten, in denen Weitblick und Synergie gefragt sind, sind Konflikte tückisch. Führungskräfte können ihnen erfolgreich entgegenwirken – dazu brauchen sie diese vier essenziellen Kompetenzen.

Kompetenz 1: Selbstreflexion – sich bei sich selbst gut auskennen

Die Fähigkeit, über den Verlauf der eigenen Gedanken nachdenken zu können, unterscheidet uns im Wesentlichen von anderen Lebewesen. Selbstreflexion befähigt uns, imaginär beiseitezutreten und die Art und Weise zu hinterfragen, zu analysieren und zu bewerten, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten. Erst, wenn wir berücksichtigen, wie wir uns und andere sehen, können wir die darin liegenden Unterschiede erkennen und begreifen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass wir projizieren oder interpretieren – unsere subjektiven Absichten zugrunde legen und glauben, damit objektiv zu sein. Wenn Menschen also andere führen wollen, sollten sie in der Lage sein, ihr eigenes Denken, Handeln und Fühlen zu reflektieren. Nur so können sie verstehen, weshalb sie sich in einer Situation so verhalten, wie sie sich verhalten, und welche Gefühle das vermutlich bei den anderen auslöst.

Kompetenz 2: Empathie – die Gefühle der anderen verstehen

Wer Menschen erfolgreich durch unruhige Zeiten führen will, sollte neben einer klaren Selbstwahrnehmung auch über Empathie verfügen. Sich selbst und die eigene innere Haltung zu kennen, ist die Voraussetzung, um andere Menschen zu verstehen und sich in sie einfühlen zu können. Vor allem in der neuen Arbeitswelt, in den unzähligen analogen und vermehrt digitalen Meetings, Verhandlungen und Besprechungen braucht es ein besonderes Gespür für Menschen – egal, ob diese am anderen Ende des Tisches oder am anderen Ende der Welt vor ihren Computern sitzen. Wenn Führungskräfte in Konfliktsituationen versuchen, andere wirklich zu verstehen («Was genau ist das Problem und wie können wir es lösen?») und nicht in den eigenen Emotionen, Lösungsansätzen oder Glaubenssätzen zu verharren («Warum stellen die sich denn jetzt so an?»), dann können viele Konflikte schon im Keim erstickt werden.

Kompetenz 3: Impulssteuerung – den inneren Autopiloten stoppen

«Unser Verhalten leitet sich von unseren Entscheidungen ab, nicht von den gegebenen Bedingungen […]. Wir besitzen die Initiative und die Befähigung, Dinge zu gestalten.» Mit dieser Aussage brachte es Managementvordenker Stephen R. Covey auf den Punkt: Wir sind unseren inneren Impulsen nicht ausgeliefert. Lebensgewohnheiten und Verhaltensmuster sind zwar in unseren kognitiven Netzwerken festgeschrieben, lassen sich aber in Lern- und Übungsprozessen verändern. Unser Gehirn gibt uns demnach den nötigen Raum, frei zu entscheiden, wie wir beispielsweise in Konfliktsituationen reagieren wollen. Proaktivität ist somit das Zauberwort der neuen Arbeitswelt. Proaktiv agierende Menschen konzentrieren sich auf ihren Einflussbereich. Sie ergreifen die Initiative, hinterfragen den Status quo und verbessern Prozesse, anstatt ihren Impulsen nachzugeben und sich passiv den Gegebenheiten zu unterwerfen.

Kompetenz 4: Metakommunikation – über Konflikte sprechen können

Metakommunikation ist die «Kommunikation über die Kommunikation und Kooperation». In Konflikten stehen selten inhaltliche Themen im Vordergrund, sondern häufiger die Art und Weise der Zusammenarbeit – und diese wird durch die digitale Transformation immer herausfordernder. Oft sehen sich Kollegen nur virtuell oder hören sich nur am Telefon. Auch unterschiedliche kulturelle Hintergründe sorgen nicht selten für Zündstoff in Teams. Hier gilt es, Unstimmigkeiten auf der Metaebene anzusprechen und zu klären. Ein offensiver Umgang mit Konflikten führt zu Klarheit in Strukturen und Aufgaben. Prozesse werden optimiert, die Zusammenarbeit wird effektiver und die Motivation im Team wird nachhaltig gesteigert. Nicht zuletzt entwickeln sich die Beziehungen zwischen Führungskräften und Mitarbeitern positiv, weil alle darauf vertrauen können, dass auch Schwieriges besprochen und am Ende aufgelöst werden kann.

Fazit: Konflikte sind wichtig. Sie bringen Dinge in Bewegung und im besten Falle Menschen miteinander ins Gespräch. Diese Erkenntnis ist nicht nur der erste wichtige Schritt zur Konfliktklärung, sondern auch eine der wichtigsten Voraussetzungen für die erfolgreiche digitale Transformation. Unternehmen brauchen heute versierte Digital Leader, die nicht nur eine klare Kommunikations- und Change-Strategie verfolgen und umsetzen, sondern gleichzeitig reflektierte, empathische, proaktive und kommunikative Konfliktklärer sind.

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