Ich höre deine Pressekonferenz – und sag dir, wie lange du es noch aushältst…
Dieser Beitrag beruht weder auf Küchenpsychologie noch auf rein wissenschaftlich verarbeiteten Studien. Vielmehr handelt es sich um eine Beobachtung über mehrere Jahre und ein gewagtes Fazit, das sich im Endeffekt sogar und leider bewahrheitet hat.
Das Beispiel: eine Bank. In einem Land, in dem Banken ganz ordentlich und recht erfolgreich arbeiten. Es kam die Krise, die die Banken, speziell auch ‘diese’ Bank hart getroffen hat. Der Aktienkurs stürzte noch etwas steiler als der Durchschnitt der anderen. Und man vergleicht sich ja gerne mit anderen, das tun sogar Banken. Strukturelle Bereinigungen waren notwendig, einschneidende Massnahmen wurden angekündigt, Besserung wurde wie am Schluss einer Beichte gelobt. Konkret hörte sich das in jenem Jahr an der Pressekonferenz folgendermaßen an:
„Wir sind jetzt so aufgestellt, dass wir weniger anfällig sind, sollte das Marktumfeld weiter schwierig bleiben….“
Man glaubte. Man staunte dann allerdings 40 Monate später nicht schlecht, als ‘diese’ Bank wiederum schlechter als andere dastand und durch offenbar ‘unvorhergesehene Einflüsse’ wiederum dazu gezwungen schien (wer zwingt hier eigentlich wen?), strukturelle Bereinigungen vorzunehmen, einschneidende Massnahmen einzuleiten und Besserung zu versprechen. Es mutete an wie ein Déjà-vu. Ein Ausschnitt aus der Pressekonferenz aus dem Jahr 2011:
„Wir haben zwar nicht alles richtig gemacht, aber haben uns gestärkt, um erfolgreich aus dieser Zeit herauszukommen…“
Mit einer gewissen Skepsis hörte man hier zu. Innerhalb von dreieinhalb Jahren praktisch den identischen Groove im Wortlaut eines geschliffenen Statements – und man sah trotzdem keine wirklichen Änderungen hinter dem Vorhang. Man begann zu verdächtigen, dass sich vielleicht wieder nicht viel ändert. Man wurde weitere vier Jahre später bestätigt: Struktur, Massnahmen und Besserung wurden also wieder proklamiert, an der Pressekonferenz wie folgt versprochen:
„Wir sind gut aufgestellt und das kommende Jahr wird ein Übergangsjahr sein. Wir sind sehr gut positioniert…“
Man ahnt es – und weitere 24 Monate später kam das Statement eines weiteren Tiefschlags und einem Jahr der hohen Verluste:
„Die Strategie hat sich grundsätzlich bewährt, ab 2020 wird eine neue, normalisierte Phase eintreten…“
Im Herbst 2022 erfolgte dann ein Schlag in die finanzielle Magengrube ‘dieser’ Bank. Es sah so schlimm aus, wie kaum je zuvor. Die Protagonisten an der Medienkonferenz konstatierten und unkten:
„Der Markt hat uns sehr hart getroffen. Wir haben die nötigen Konsequenzen gezogen, werden demütiger und setzen die Schwerpunkte neu…“
Spätestens jetzt wurde eines klar: Es wird der Tag kommen, wo ‘diese’ Bank wieder schlingert, und uns weismachen möchte, dass sich alles ändert. Wetten? Und es kam so. Die Bank gibt es per Stichtag im Sommer 2023 nicht mehr. Nicht, dass man das hätte voraussehen müssen. Aber wer über Jahre nur Phrasen drescht, sich dazu fast wörtlich in den feierlichen Versprechungen wiederholt, sendet eine deutliche Botschaft aus, nämlich: ,,Wir reden hier und tun hier (vielleicht) gar nicht so viel.’’ Wie es wirklich im Hintergrund war, weiss ich nicht. Aber die Kommunikation hat einem geneigten Zuhörer fast keine andere Wahl gelassen, als Schlimmstes zu befürchten. Kommunikation ist ein zentrales Mittel, um Dinge zu sagen – oder um sie eben zu verschweigen. Denn eine zentrale Grundregel lautet: Erst die Handlung macht eine Kommunikation glaubwürdig!
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