Die Reise zum Ökosystem im Handel

Transformation einer geschundenen Branche im Schatten des Virus

Die Situation im stationären Handel entwickelt sich mit hoher Dynamik. Nach diversen Lockdowns aufgrund der Covid-19-Pandemie stehen viele Einzelhändler und auch große Ketten vor dem Aus. Innenstädte verändern sich radikal und urbanes Leben erfährt eine bislang ungekannte Transformation. Die radikale Fokussierung auf die Bedürfnisse der Menschen und die Neupositionierung von Handelsformaten zwischen den verschiedenen Kanälen (Mulit-Channel) in einer digitalisierten Verbraucherwelt könnten für einen Lichtblick am Ende des Tunnels sorgen.

Solitäre Handelsformate sind out. Ökosysteme im Handel schaffen ein neues Kundenuniversum, bestehend aus einem Händler im Kern und ergänzenden Services und Erlebniswelten mit Partnern im Orbit.

Die Entwicklung von Ökosystemen in der Handelswelt erfordert eine „kreative und emotionale Auseinandersetzung“ mit den verschiedenen Produkten, Playern und Services.

Die Interoperabilität der einzelnen Systemkomponenten im Ökosystem und der Kundennutzen müssen für alle Beteiligten zur Handlungsmaxime werden.

Systemische Denkansätze und die Analyse von Interdependenzen in den komplexen Prozessen des Ökosystems sind als Lern- und Arbeitsfelder dringend zu erkennen und sollten verstärkt bearbeitet werden. Die Perfomance des Ökosystems ist dabei ganz entscheidend von der Qualität der Kommunikation zwischen den Partnern und der Entwicklung eines gemeinsamen Zielbildes (Vision) abhängig.

Auf dem Weg vom einzelnen Händler vor Ort zum erfolgreichen Ökosystem (seamless) geht es digital, vernetzt und kollaborativ zu. Eine gemeinsame mentale Landkarte hilft, handlungsweisende Impulse zu entwickeln. Agilität, Sprints und Backlogs sind dabei keine Garantie für Erfolg – sondern methodische Wegbegleiter bei der Umsetzung der Mission.

Das neue Mindset für die vernetzte Arbeit an den Organisations- und Unternehmenszielen ist beim Ökosystem über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus zu etablieren.

„Speziell in der Physik bedeutet amorph, dass die Atome einer Masse keiner festen (kristallinen) Struktur folgen. Ansonsten ist generell Gestaltlosigkeit – im Sinne fehlender Abgrenzungen einer Einheit – gemeint.“

Es braucht eine neue „amorphe Zusammenarbeitskultur“ für die perfekte Konstruktion eines Ökosystems. Produkte und Services mit einer „monolithischen Architektur“ haben zukünftig kaum mehr eine Chance.

Die vernetzten Kompetenzen und Bedürfnisse in einem Ökosystem lassen sich nicht einfach strukturieren. Vielmehr könnte die Vision vom Ökosystem die notwendige Gravitation erzeugen, um die vielfältigen Geschäftsmodelle, verschiedenen Ideen, Persönlichkeiten und Kompetenzen zu orchestrieren.

Das Ökosystem ist ein Spiegelbild und eine mentale Landkarte für die digitale und vernetzte Kollaboration der unterschiedlichen Partner. Es wird zum lebendigen Motor eines neuen und umfassenderen Geschäftsmodells. Value Proposition, Wertschöpfungsarchitektur und Ertragsmodell sind für die eigenen Produkte und Services und die der Kooperationspartner wichtige Voraussetzungen für die Akzeptanz.

Die Vermittlung der Leitidee des Ökosystems an die Mitarbeiter – auch an die der Partnerunternehmen – bildet einen Teil des Fundamentes für den Erfolg. Jedes Produkt, jeder Service braucht „Sinn und Seele“, damit die Kunden emotionale Bindung, Resonanz und Identifikation (Demand) dazu entwickeln.

Ein Zwischenziel auf der Reise zum Ökosystem ist erreicht, wenn es der Kommunikation gelingt, den Kunden die Wertigkeit einer Zugehörigkeit (Identität) im Ökosystem zu vermitteln, emotionale Mehrwerte zu schaffen (Community) und damit Nachfrage zu stimulieren (Push zu Pull / Apple-Effekt).

Ein Beitrag von: