Die Zukunft der Führung gestalten Sie im Auge des Wirbelsturms

Ein Gewusel und Gewimmel ist das. Kreuz und quer und hoch und runter – und in was für einer Geschwindigkeit! Fliegende Autos. Drohnen. Sirrende, schwirrende Transportsysteme, wohin unsere Augen auch blicken. So sieht unser Lebensumfeld der Zukunft in vielen Filmfantasien aus. «Das fünfte Element», «Total Recall». Die Städte der Zukunft, in denen wir Menschen dann leben, sind noch hektischer, noch geschwindigkeitsgetriebener als heute.

Aber ich muss nicht ins Kino gehen oder einen Film streamen, um dies zu sehen. Ja, blicke ich heute in Unternehmen hinein und lerne ich Führungskräfte kennen, dann zeigt sich diese wuselige Zukunft bereits jetzt. Dass eine solche Zukunft eine Menge Zündstoff bietet, liegt auf der Hand. Was als Führungskraft in Ihrer Hand liegt, das möchte ich Ihnen jetzt zeigen und einen Blick auf die Zukunft der Führung werfen.

Tausendundeine Methode, die Zukunft zu versemmeln

Was sollen Sie nicht alles tun? Sich beherrschen, im Griff haben. Sie sollen sich fachlich auskennen, betriebswirtschaftlich sollen Sie auch fit sein, auf allen Hochzeiten im Unternehmen tanzen, mit Ihren Mitarbeitern gut umgehen. Sie sollen tolle Ansprachen halten, hervorragend motivieren, selbst überdurchschnittlich motiviert sein, produktive Krisengespräche führen. Sie sollen Vorbild sein und dann nahbar, privat sportlich und fit. Von Ihrem gewinnenden Lächeln mal ganz zu schweigen …

Da ist ein ständiger Druck auf allen Ebenen. Die Anforderungen an uns alle wachsen ins kaum noch zu Bewältigende. Was tun Sie also?

Sie tun mehr. Die Welt wird schneller – also versuchen Sie ebenfalls, schneller zu werden. Schritt zu halten. Da werden tausendundein Workshop belegt, um Methoden zu erlernen, sich ebenso schnell wie die Welt zu drehen. Sie erarbeiten sich einen wahren Skills-Bauchladen.

Ich aber sage Ihnen: So versemmeln Führungskräfte ihre Zukunft. Hören Sie auf, zu versuchen, sich der Welt anzupassen. Halten Sie inne. Die Welt beschleunigt mehr und mehr und wird komplexer? Dann werden Sie langsamer und einfacher.

«Da lieb’ ich mich doch erstmal selber»

Wir identifizieren uns dermassen mit unserer Arbeit, dass wir manchmal vergessen, wer wir sind. Und je höher die Anforderungen sind, umso schneller tappen wir in diese Falle.

Aber ohne ein Gespür für sich selbst, können Sie nicht führen. Udo Lindenberg hatte das Grundprinzip einst in seinem Song «I Love Me Selber» in seiner unnachahmlichen Art beschrieben. Anders ausgedrückt: Zukunftsfähige Führungskräfte befassen sich zunächst mit sich selbst. Erst wenn Sie wissen, wer Sie sind – und was Ihr Führungsverständnis ist –, können Sie Zukunft gestalten.

Und nein, das ist nicht egoistisch! Vielmehr ist das notwendig. Was ist die Kernaufgabe einer Führungskraft? Gestalten. Aber Sie können nicht gestalten, wenn Sie sich vom Wirbelsturm der sich immer schneller drehenden Welt mitreissen lassen. Nur wer einen eigenen starken Rhythmus hat, kann der wirbelnden Zeit und ihrem chaotischen, immer schneller werdenden Rhythmus widerstehen.

Ihre Zukunft liegt im Auge des Wirbelsturms. In der Ruhe.

Führungskraft sein heisst: nicht Rambo sein wollen

Mein Ansatz für den richtigen Umgang mit der Zukunft lautet: die Dinge vereinfachen – und nicht noch mehr Methoden entwickeln, um mit der Komplexität Schritt halten zu können.

«Um den Krieg zu überleben, muss man selbst zum Krieg werden» – so Sylvester Stallone in «Rambo 2». Aber das gilt gerade für Führungskräfte nicht: Um in einer sich beschleunigenden Welt die Führung behalten zu können, dürfen Sie sich nicht von einer wirbelnden Zukunft der Anforderungen und Neuheiten packen lassen – und selbst ein Teil dieses Wirbelsturmes werden. Sie müssen bei sich bleiben. Sie selbst bleiben. Sich über Ihre Rolle als Führungskraft im Klaren sein.

Für mich persönlich heisst Führungskraft sein: Ich bin Dienstleister – ich leiste einen Dienst an Menschen. Und zwar den Dienst, sie besser zu machen.

Erst wenn ich meine eigene Rolle geklärt habe, kann ich mir die richtigen Fragen stellen. Für was stehe ich in der Führung? Und ist das, wofür ich stehe, mit der heutigen Welt noch kompatibel?

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