Online-Videomeetings: Kleine Tipps mit grosser Wirkung!

Im ersten Corona-Lockdown im März 2020 wurde ich sozusagen gezwungen, meine Präsenztrainings von einem Moment auf den anderen auf digitale Kanäle zu transportieren. Keine leichte Aufgabe! Es stellten sich viele Fragen: Welches Programm läuft am stabilsten? Welche Technik brauche ich und vor allem: Was ändert sich methodisch, wenn ich meine Botschaften von analog zu digital transportiere? Wie kann ich digital optimal wirken, zumal ich nicht mehr „ganzkörperlich“, sondern im Portraitformat kommuniziere.

Ich schaute mich erst einmal um, wie es andere machen. Meine Beobachtungen waren ernüchternd. Sowohl die Moderatoren als auch die Online-Teilnehmenden machten aus meiner Sicht viele augenfällige Anfängerfehler. Schlechte Bild- und/oder Tonqualität waren an der Tagesordnung – methodische Langeweile die Normalität. Auch gab es einige Szenen, bei denen man sich das Lachen nicht verkneifen konnte. Eine Szene möchte ich hier erzählen: Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro führte eine Videokonferenz mit Unternehmern und unterbricht diese, weil ein Teilnehmer – wie auf dem Bildschirm im Regierungspalast für alle klar erkennbar – eine Dusche nahm. Offensichtlich hatte er vergessen, die Kamera seines Computers auszuschalten.

So wirkt man professionell an Online-Meetings

Wie Du mit einfachen Mitteln wirksame Online-Veranstaltungen durchführst, diese persönlichen Erfahrungen und Tipps möchte ich Dir komprimiert weitergeben.

Achte auf Technik und Umfeld

Die App-Lösung Zoom ist m. E. immer noch das Mass aller Dinge, gefolgt von Microsoft Teams. Wenn Du eine gute und günstige Lösung für kleine Teams suchst, dann teste die österreichische Lösung „eyeson“. Diese kann direkt per Browser bedient werden und verlangt von den anderen Teilnehmenden keine Vorinstallation. Allgemein gilt neben einer guten Internetverbindung: Das Video ist wichtig – die Audio-Qualität ist essenziell! Investiere lieber etwas Geld in eine gute Kamera von Logitech oder Nexigo und ein externes Mikrofon z.B. von Rode oder von Blue. Als Alternative empfehle ich die App „Detail“. Damit kannst Du Dein Smartphone als externe Kamera ansteuern. Das Handy auf einem kleinen Stativ befestigen und fertig ist die Profikamera. (Abb. 1)

Das richtige Umfeld und gute Lichtverhältnisse

Sorge für einen guten Kontrast. Wenn Du einen dunklen Hintergrund hast, solltest Du helle Kleidung anziehen, damit kann Dich die Kamera optimal erfassen. Um nicht abzulenken, soll der Hintergrund nicht viele Details zeigen. Das hellste Licht kommt von vorne, damit Dein Gesicht nicht düster wie im Film „Das Schweigen der Lämmer“ rüberkommt. Idealerweise stellst Du eine 3-Punkte-Ausleuchtung auf: Zwei Spots jeweils von der Seite auf dich gerichtet, eine Leuchte, die Deinen Rücken und somit den Hintergrund ausleuchtet. Das ergibt am Bildschirm ein optimales Bild mit Raumgefühl. Alternativ gibt es günstige, portable und dimmbare LED-Videokonferenz-Lichtlösungen. (Abb. 2)

Du stehst im Zentrum! Verhalten und Position vor der Kamera

Was ist ein gutes Bild vor der Kamera? Sorge dafür, dass die Kamera auf Augenhöhe positioniert ist und Du mittig bis etwas oberhalb des Bauchnabels erfasst wirst. Allzu oft sieht man hier schlechte Beispiele, wie z. B. nicht den ganzen Kopf oder wie ein Sprecher von „oben herab“ zu den Teilnehmenden schaut. Falls Du einen höhenverstellbaren Arbeitstisch zur Verfügung hast, wähle die Moderation im Stehen – diese wirkt dynamischer. Schaffe Dir einen visuellen Anker, damit Du den Augenkontakt zu den Teilnehmern nicht verlierst. Ich arbeite mit einem ausgedruckten Augenpaar, direkt oberhalb der Kamera.

Augen und Mund sind zentrale Blickpunkte. Setze Deine Mimik gezielt ein, um das Gesagte zu verstärken. Auch Hände und Finger können bei Aufzählungen mit „1., 2. und 3. …“ das Gesagte entsprechend verdeutlichen. Vermeide hektische und unruhige Bewegungen. Und nicht vergessen: Ein Lächeln wirkt durch die Kamera doppelt sympathisch!

Wichtig: Geräusch-Zwerge werden in Videokonferenzen zu Tonriesen. Teste das Geräusch-Umfeld und stelle sicher, dass keine Störgeräusche wie Handy, Musik, TV, Kinder, Arbeitskollegen o. ä. stören. Ich bin übrigens kein Freund von Headsets. Teilnehmende mit Headset kommen mir wie Avatare oder Austronauten vor. Hast Du am TV schon einmal einen Moderator mit Headset gesehen?

Mit Sprache und Bildern wirken

Storytelling ist auch online Trumpf! Mit Geschichten begeistern – mit Sprache Emotionen und Bilder wecken.

Visualisieren und aktivieren

„Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ gilt auch im digitalen Zeitalter. Setze Visualisierungsprogramme wie Power Point oder PDF-Dokumente gezielt ein. Beziehe die Teilnehmenden ein und aktiviere sie. Dazu kann ich Dir als Ergänzung noch folgende Tools und Applikationen empfehlen:

Vidrio: Mit dieser App kannst Du das Kamerabild mit der Präsentation stufenlos überblenden. Die Teilnehmenden sehen sozusagen die Präsentation und gleichzeitig dich im Hintergrund präsentieren – ein genialer Effekt.

StrawPoll: Ein einfaches und kostenloses Tool, mit dem Du online Umfragen live in deine Präsentation einbauen kannst. Alternativen sind Mentimeter oder Survio.

Limnu: Ein günstiges Online-Tool, das als Whiteboard oder für Gruppenarbeiten eingesetzt werden kann, sozusagen die digitale Pinnwand. Eine Alternative ist miro.

Conceptboard: Ein Online-Canvas-Tool für anspruchsvolle Brainstorming-Arbeiten oder als Zusammenarbeits-Whiteboard.

WebUhr.de: In den Pausen oder bei den Gruppenarbeiten kannst Du die Zeit einblenden oder auch Pausen stoppen. Ein kleines und nützliches Tool.

Bereit! Nun steht dem Gelingen deiner nächsten Online-Veranstaltung nichts mehr im Wege. Viel Erfolg!

Abb. 1: Dein Smartphone als Kamera am Laptop einsetzen mit der App «Detail»

Abb. 2: Ideale 3-Punkte-Ausleuchtung

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