Pflanzenproduktion in der Schweiz: Diese Story passt!

Trotz hoher Bodenpreise, hohen Lohnniveaus und gesetzlicher Auflagen setzt eine Grossgärtnerei in der Zentralschweiz auf einen hohen Anteil an Eigenproduktion.

Produktion auf Schweizer Boden ist teuer – sehr teuer

Die Schweiz gilt als Produktionsland als sehr unattraktiv. Wir sind ein Binnenland, in den Bergen gelegen, verkehrstechnisch ein Alptraum. Politisch neutral, von Ländern der EU umgeben, fallen viele Zölle und Abgaben an, welche ebenfalls gegen eine Produktion in der Schweiz sprechen. Attraktive Steuergesetze lassen die Bodenpreise steigen, was eine bodenabhängige Produktion weiter verteuert. Die Lebenshaltung (Wohnungsmieten, Krankenkassen, Versicherungen, Lebensmittel etc.) ist in der Schweiz um einiges teurer als im umliegenden Ausland, das Lohnniveau entsprechend hoch. Raumplanungsvorgaben regeln die Nutzung des Bodens in der Schweiz und erschweren die bodenabhängige Produktion noch mehr.

Trotz dieser negativen Voraussetzungen setzt eine inhabergeführte Schweizer Grossgärtnerei auf Eigenproduktion. Ein Grossteil des Sortimentes, das in einem grossen Pflanzencenter Privatkunden und in der Engros-Abteilung Landschaftsgärtnern angeboten wird, stammt aus der eigenen Produktion auf rund 30 Hektar Freiland, Produktionsflächen und Treibhäusern.

Privatkunden und Gartenbaubetriebe verlangen fachkompetente Beratung

Vor etwas mehr als zehn Jahren errichtete die Grossgärtnerei ein ansprechendes und professionelles grosses Pflanzencenter in unmittelbarer Nähe zu einer Autobahnausfahrt, denn die Erreichbarkeit für ein weites Einzugsgebiet von potenziellen Privatkunden und vielen Gartenbaubetrieben ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Gärtnerei setzt bewusst auf beide Zielgruppen. Auf der einen Seite soll dem Privatkunden vom Bodendecker bis zum Alleebaum eine riesige Pflanzenauswahl geboten werden. Auf der anderen Seite haben Gartenbaubetriebe die Möglichkeit, mit ihren eigenen Kunden die gewünschten Pflanzen für eine geplante Gartenanlage vor Ort auszusuchen und auch gleich zu bestellen. Für beide Kundengruppen ist eine sehr kompetente Beratung von grösster Wichtigkeit. Der Privatkunde will beim Kauf sicher sein können, sich für die richtige Pflanze für seinen Garten oder seine Terrasse entschieden zu haben. Der Gartenbauer sucht die Beratung, um von ihm geplante Gärten durch spezielle, exklusive und schöne Pflanzen zu vervollständigen. Weil die Beratung so entscheidend ist, haben alle Verkaufsmitarbeiter eine Ausbildung im Gartenbereich absolviert und ein weit überdurchschnittlich breites und tiefes Fachwissen über die Pflanzenwelt erlangt.

Pflanzen werden hauptsächlich in den rund drei Monaten zwischen den ersten Frühlingstagen mit wärmeren Temperaturen und den Sommerferien gekauft. Danach gehen die Umsätze zurück. Das heisst, die Grossgärtnerei hat praktisch nur drei Monate Zeit, um den notwendigen Umsatz für den ganzen Betrieb mit den heute rund 70 Angestellten zu erzielen. Um die hohe Beratungskompetenz aufrechtzuerhalten, ist es zudem wichtig, die Mitarbeiter während des ganzen Jahres im Anstellungsverhältnis zu halten. «Um das Fachpersonal über das ganze Jahr beschäftigen zu können, braucht es eine eigene Produktion», erklärt der Inhaber diese zentrale unternehmerische Entscheidung. Aus diesem Grund werden die Pflanzen nicht auf dem Pflanzenmarkt eingekauft und dann in der Hauptsaison wieder verkauft, wie dies viele der anderen Grossgärtnereien tun. Denn: Ohne eigene Produktion wäre keine ganzjährige Anstellung der Mitarbeiter notwendig. Und ohne diese ganzjährige Anstellung könnte die hohe Fachkompetenz nicht aufrechterhalten werden.

Konsequente fachliche und persönlichkeitsbildende Weiterbildung aller Mitarbeiter

Die Gärtnerei ist auch ein Ausbildungsbetrieb. Jedes Jahr werden neue Lernende (Azubis) zu «Baumschulisten» und «Staudengärtner» ausgebildet. So sichert sich das Unternehmen den Nachwuchs für die Aufgaben in Produktion, Pflege und Beratung. Einige der heutigen Abteilungsleiter haben bereits die Grundausbildung in der Firma absolviert und sich dann stetig weiterentwickelt. Die umsatzschwachen Monate werden gezielt für die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter genutzt. Dafür werden u. a. Gärtnereien im Ausland besucht, um sich mit speziellen Fachthemen auseinanderzusetzen. Beispielsweise hatten schon zwei dieser Ausbildungsreisen Japan zum Ziel, um direkt vor Ort die Technik der Bonsai-Pflege kennenzulernen. Auf diese Weise baut sich der Betrieb wertvolles Expertenwissen auf, durch das sich das Unternehmen nicht nur in der Beratung der Privat- und Engros-Kunden von der Konkurrenz abheben kann, sondern auch in der Produktion. So wurde zum Beispiel ein einmaliges Sortiment an Bonsai-Bäumen und Formgehölzen in der Gärtnerei aufgebaut. Neben den fachlichen Ausbildungen sind die persönlichkeitsbildenden Seminare und Trainings ein wichtiger Bestandteil im Jahresprogramm der Gärtnerei. Dafür besuchen die Mitarbeiter regelmässig Beratungs- und Verkaufstrainings und Workshops, um anspruchsvolle Situationen in der Kommunikation mit den Kunden meistern zu können, und die Abteilungsleiter absolvieren verschiedene Führungstrainings.
Es sind also drei Faktoren, die entscheidend zum grossen Erfolg des Unternehmens beitragen:

  1. Halten der Mitarbeiter durch attraktive Ganzjahresstellen
  2. Fokus auf Eigenproduktion
  3. Sehr hohe fachliche Beratungs- und zwischenmenschliche Kommunikationskompetenz

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