Mit Kooperationen die (Corona-)Krise meistern

Man mag es kaum noch lesen oder hören, kommt aber doch nicht darum herum: Die Corona-Pandemie hat unser Leben grundlegend verändert. Kontakte sind nur eingeschränkt möglich und Geschäfte müssen immer wieder schließen oder können nur begrenzt arbeiten. Doch es gibt neben vielen Verlierern auch Gewinner der Krise: Viele erreichen ihre Kunden nun auf ganz neue Weise. Not machte schon bei den vorherigen Krisen erfinderisch: Während der Finanzkrise ab 2007 entdeckten viele Unternehmen Marketing-Kooperationen als einen Weg, günstig und schnell neue Kunden zu gewinnen. Mehr als zehn Jahre später ist das weiterhin eine gute Idee – denn es ist Kreativität gefragt, um in der Krise mit einem blauen Auge davonzukommen. Vielleicht gelingt es sogar, die besten Zahlen seit Jahren zu erreichen. Denn in jeder Krise steckt auch eine Chance.

In den ersten Monaten der Pandemie haben sich zwei Begriffe als wegweisend erwiesen: Zusammenarbeit und Mehrwert. Wer hätte vor 2020 gedacht, dass McDonald’s mal seine Mitarbeiter an Aldi ausleihen würde? Oder dass sich lokale Einzelhändler eine gemeinsame Plattform schaffen und dann per Lieferdienst ihre Produkte an die Haustür bringen? Da entstehen völlig neue Partnerschaften und schaffen einen Mehrwert ebenso für sich wie auch für die Kunden: Mitarbeiter können arbeiten, auch wenn das Kerngeschäft weniger gefragt ist (McDonald’s) beziehungsweise werden in besonders fordernden Zeiten entlastet (Aldi), und die Kunden finden weiterhin volle Regale in ihrem Supermarkt. Oder am Beispiel des Einzelhandels: Endlich erkennen die Händler das Potenzial von Online-Shops, statt diese als Gefahr zu sehen und den Markt den großen Anbietern zu überlassen.

Not macht erfinderisch – und das ist gut so!

In Darmstadt, wo ich arbeite, gibt es ein großartiges Beispiel dafür, welchen Erfolg kreative Lösungen bewirken können. Ein Spezialitätenladen für italienische Feinkost hat sich mehrere Partner gesucht und erreicht damit deutlich mehr Menschen als vor der Krise – er ist wortwörtlich in aller Munde. Kunden wie ich können dort inzwischen auch online oder per Telefon bestellen. Dabei ist auch die gewohnte Beratung möglich, mit der ein lokaler Einzelhändler punkten kann und muss: Eine Mitarbeiterin führt auf Wunsch per Video durch das Ladengeschäft. Der zusammengestellte Warenkorb steht dann zur Abholung bereit oder wird geliefert. Dafür arbeitet das Geschäft mit einem E-Bike-Hersteller zusammen, der Lastenräder zur Verfügung stellt. Auch ein Online-Tasting gehört zum Angebot, sodass der Kunde zu Hause ein Event erleben kann. Außerdem arbeitet der Laden mit lokalen Köchen zusammen. Die Köche bereiten die Lieblingsgerichte ihrer Gäste vor, die diese dann zu Hause nur noch aufwärmen müssen. Für die Weinbegleitung sorgt der Feinkostladen, einige der Weinflaschen stammen von lokalen Winzern. Ein perfekt auf die Corona-Pandemie abgestimmtes Konzept, von dem der Geschäftsinhaber ebenso profitiert wie seine Kooperationspartner, die die gleiche Zielgruppe ansprechen. Und auch der Kunde ist glücklich.

Es ist nicht alles schlecht in dieser besonderen Zeit: Menschen haben mehr Zeit und freuen sich über Abwechslung. Außerdem sind sie inzwischen daran gewöhnt, online mit jemandem in Kontakt zu treten. Damit eröffnen sich für Unternehmen ganz neue Möglichkeiten. Einer meiner Kunden, ein Finanzdienstleister, hat vor der Pandemie hauptsächlich persönlich beraten. Nun bietet er seine Beratungen online an und erreicht Menschen nicht mehr nur in seiner Region, sondern in ganz Deutschland.

Jetzt erst recht: Konkrete Tipps für Ihr Business

Zum Gewinner wird, wer dem ersten Reflex widersteht: Statt um jeden Preis die Kosten senken zu wollen, sollte man sich genau jetzt mit Marketing befassen und investieren! Sonst überlässt man den Markt nur seinen Mitbewerbern. Doch der Reflex hat auch seine Berechtigung: Einfach so weiterzumachen wie bisher, das wird in einer so fundamentalen Krise kaum funktionieren. Stattdessen sind Einfühlungsvermögen, Menschlichkeit und Authentizität gefragt. Einige Dinge kann jeder Unternehmer umsetzen:

• Gemeinsam mehr erreichen: Tun Sie sich mit anderen Unternehmern zusammen, die die gleichen Kunden ansprechen, ohne direkte Konkurrenten zu sein. Dann können Sie einander empfehlen und vorstellen, ob auf der Webseite, im Newsletter oder in den sozialen Netzwerken. Durch die Synergieeffekte wird Marketing nicht nur effektiver, sondern auch günstiger.

• Mehrwerte für den Kunden schaffen: Wie können Sie das Leben Ihrer Kunden besser machen? Diese Überlegung ist während der Pandemie noch entscheidender geworden. Bieten Sie Ihren Kunden mehr als andere, zum Beispiel eine neue Serviceleistung oder ein kleines Extra. Dies muss nicht direkt von Ihnen kommen, sondern kann auch von einem Kooperationspartner beigesteuert werden.

• Immer wieder präsent sein: In Zeiten, in denen wir mit Informationen überflutet werden, muss man sich als Anbieter etwas öfter in Erinnerung rufen als noch vor einigen Jahren. Schreiben Sie Mails, posten Sie Beiträge in den Social Media oder rufen Sie Ihre Kunden mal wieder an.

• Keine Berührungsängste mit neuen Medien: Nicht jeder ist der geborene Influencer, der auf Instagram die Massen begeistert. Doch jeder kann online neugierig machen auf sein Produkt und einen Einblick hinter die Kulissen erlauben – oder einen Mitarbeiter motivieren, das zu tun. Online gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die häufig nur etwas Zeit kosten. Veranstaltungen sind beispielsweise auch digital möglich. Warum organisieren Sie nicht eine Talkrunde gemeinsam mit anderen Experten oder Ihren Kunden? Dafür gibt es inzwischen spezielle Plattformen wie Clubhouse, die immer populärer und beliebter werden.

Die Möglichkeiten für Kooperationen mit anderen Unternehmen sind mit etwas Kreativität unendlich. Man muss nur die Chancen erkennen und nutzen. Es lohnt sich, gerade in Krisenzeiten.

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