Vergeude nie eine gute Krise (Winston Churchill)

Selten wird „Klartext“ über die Berater, Trainer, Coaches, Key Speaker und Experten geschrieben, denen durch die Corona-Pandemie viel Leid zugefügt wurde: Reihenweise abgesagte Seminare und Termine, gecancelte Großveranstaltungen, geschlossene Hotels, Teilnehmerbegrenzungen. Während der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass die Performance der Vergangenheit keine Garantie für zukünftige Erfolge ist.

Und das Schlimme: Zur gleichen Zeit stehen die Heldenerzählungen der Erfolgreichen im Lampenlicht der Berichterstattung. Das wirkt deprimierend auf diejenigen, die sich als „Loser“ fühlen.

Es zeigt aber auch: Jeder Krise liegen Veränderungen zugrunde und Veränderungen bringen sowohl Verlierer als auch Gewinner hervor. So hat der Klimawandel in Deutschland die Außengastronomie und die Bauindustrie durch frostfreie Winter begünstigt. Während der Corona-Pandemie erzielten die Gaming-, Spielzeughersteller und der Onlinehandel erstaunliche Umsatzzuwächse.

Der Markt der Coaches, Berater, Trainer, Key Speaker, Experten ist filigran organisiert. Letztlich betreibt jeder sein eigenes Mikromarketing.  Aber durch die differenzierten Leistungen sind bei Marktveränderungen nicht alle im gleichen Maße betroffen. Es ist eine höchst subjektive Empfindung, wie ich dann meine individuelle Situation wahrnehme und ob ich Marktveränderungen als „Krise“ empfinde.

Folgendes Portfolio möge diesen Zusammenhang verdeutlichen:

Beginnen wir mit den „Glückspilzen“, die sich im Feld D befinden. Es sind von den Trainern und Beratern diejenigen, die bereits vor der „Krise“ ein Geschäftsmodell entwickelt haben, das genau zu den durch die Corona-Pandemie bedingten Marktveränderungen passt. Diese haben das große Los gezogen und können sich in der Illusion sonnen, die Zukunft richtig eingeschätzt zu haben, obwohl kaum jemand die Corona-Pandemie voraussehen konnte.

Während die Protagonisten im Feld D keine großen Änderungs- und Anpassungsfähigkeiten benötigten – sie besaßen schon ein passendes Geschäftsmodell – gab es andere Berater, Trainer und Coaches im Feld B, die sehr flexibel und agil die Marktveränderungen erkannten und zu ihrem Vorteil nutzten.  Albrecht Kresse und Jannis Herzog haben in ihrem Buch „LIVE GOES ONLINE“ anschaulich die Formen und Chancen beschrieben, die sich den Startups unserer Branche boten.

Die Verzweifelten befinden sich im Feld C. Ihr Geschäftsmodell passt nicht mehr in die Zeit des Lockdowns und Homeoffice. An gut gemeinten Ratschlägen fehlt es meist nie: Du musst mit der Zeit gehen! Digitalisiere deine Auftritte! Beschaffe dir das nötige Equipment, gehe Online, mache Live-Online-Trainings und Webinare! Gehe mit der Zeit und passe dich an, verändere dein Geschäftsmodell und versuche wenigsten das Feld A der Hoffnungsvollen – zu erreichen. Im Feld A hat der Betroffene zumindest unter negativen Marktbedingungen einen Änderungsprozess eingeleitet. Im Feld A lebt er dann von der Hoffnung, doch noch irgendwann das Feld B zu erreichen, um die Marktveränderungen zu seinen Gunsten nutzen zu können.

Aber warum ist es für viele so schwer, das Feld C zu verlassen? Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über menschliche Verhaltensweisen in Krisensituationen zeichnen leider ein wenig schmeichelhaftes Bild. Wir handeln nur selten so vernünftig wie Mr. Spock auf der Kommandobrücke seiner Enterprise sondern eher so impulsiv und leicht verführbar wie Homer Simpson.

Unser menschliches Gehirn ist ein Wunderwerk der Evolution – aber eben auch ein Produkt dieser Evolution.  In den sechs Millionen Jahren, in denen der Homo sapiens auf dieser Erde seine Spuren hinterlassen hat, wurde sein Gehirn bestens für das Überleben in gefährlichen Situationen gerüstet. Und wir Menschen – vom Milchbauern in der Norddeutschen Tiefebene bis zum Informatiker im Silicon Valley – sind das Resultat unserer Vorfahren, die in diesen sechs Millionen Jahren versuchten, möglichst erfolgreiche Jäger und Sammler zu sein.

In einer Krisenstimmung schaltet unser Gehirn auf den „Überlebensmodus“. Die unklaren Vorstellungen über den Verlauf der Krise und das Gefühl, dass die Kontrolle entgleitet, bewirken Existenzängste. Ängste wiederum lösen hormonale Regelkreise und emotionale Verstärker aus, die das Entscheidungsverhalten in bestimmte Kanäle leitet. Hinzukommen:

  • Die Verlust-Aversion: Wir hassen es, etwas zu verlieren, das einmal uns gehört hat. Auch ein Geschäftsmodell, das so lange schon erfolgreich angewendet wurde, möchten wir nicht aufgeben.
  • Die Status-quo-Verzerrung: Menschen halten an ihren Vorurteilen und Gewohnheiten fest, selbst wenn sie wissen, dass diese nicht zu ihrem Besten sind. Das wusste schon Shakespeares Hamlet, der beklagt, „dass wir die Übel, die wir haben, lieber ertragen, als zu unbekannten fliehen“.

Alles zusammen wirkt wie eine Bremse – und diese wirkt umso stärker, je zufriedener wir uns vorher in unserer Komfortzone eingerichtet haben und je mehr ein künftiges mögliches Geschäftsmodell von unserem jetzigen abweicht oder die zur Veränderung benötigten Ressourcen fehlen.

Aber wie könnte ich doch noch, statt zu bremsen, Gas geben, mich aus den Fesseln des Feldes C befreien und einen Turnaround wagen, um als Startup noch einmal das Risiko eines Neubeginns auf mich zu nehmen?

Um die inneren und äußeren Widerstände zu überwinden, benötige ich:

  • Den Mut, neue Lösungen in schwierigen Situationen anzupacken.
  • Die Ausdauer, das Begonnene auch zu beenden.
  • Den Enthusiasmus und die Begeisterung beim Erkunden des Unbekannten – verbunden mit dem Triumph und Stolz bei Erfolgen.
  • Die Fähigkeit gepaart mit dem Wissen, wie sich das neue Geschäftsfeld erschließen lässt.
  • Und die Transzendenz, das Gute und Schöne in allen Lebensbereichen zu schätzen, um optimistisch daran zu arbeiten, Gutes zu erreichen.

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