Wenn nicht wir, wer denn dann? Demokratieförderer gesucht!

Die aktuellen Herausforderungen in unserer Gesellschaft sind groß.

Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2022 hat der Zentralrat der Juden ein erschreckendes Ausmaß an Antisemitismus in unserer heutigen Gesellschaft beklagt.

Auch Rassismus ist allgegenwärtig. 64 % der Deutschen (www.demokratie-leben.de) finden, dass Rassismus in Deutschland ein großes oder sogar sehr großes Problem darstellt.

Corona und die gesellschaftlichen Entwicklungen, die sich daraus ergeben, spalten zunehmend unsere Gesellschaft und wirken sich damit negativ auf unser Zusammenleben aus.

Wenn wir diese Herausforderungen ignorieren, könnte unsere Demokratie ins Wanken geraten. Für uns als Führungskräfte in Unternehmen ist es deshalb wichtiger denn je, gesamtgesellschaftlich und verantwortungsbewusst zu handeln. Dazu ist es nötig, über mögliche Ursachen und Auslöser zu reflektieren und sie uns bewusstzumachen.

Gefährdung der Demokratie – welche Faktoren tragen zu diesem Prozess bei?

  1. Schere zwischen arm und reich

Die Schere zwischen arm und reich klafft immer weiter auseinander. Viele Menschen sind unzufrieden mit ihrem Leben und suchen nach mehr Anerkennung. Dies nutzen z. B. Verschwörungstheoretiker und Extremisten. Sie versuchen, Menschen vor allem in den sozialen Medien zu erreichen und in ihre gewaltorientierten Gruppen „zu ziehen“.

  1. Soziale Medien als Verstärker

Der Chef des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, warnt im Handelsblatt vor einer Radikalisierung innerhalb der Gesellschaft. Eine entscheidende Rolle spielen hierbei die sozialen Medien. „Besonders viele Umsturzfantasien“ beobachtet er im Messengerdienst Telegram. Laut dem Statista Research Department zählte der im Jahr 2013 gegründete cloudbasierte Messengerdienst im Januar 2021 weltweit rund 500 Millionen monatliche aktive Nutzer. Auch wenn das Internet und die verschiedenen Messengerdienste keine direkten Auslöser für Radikalisierungsprozesse sind, so ermöglichen sie doch eine breite Kommunikation von radikalisierten Gedanken und Verschwörungstheorien.

  1. Das Vertrauen in Regierung, Medien und Wirtschaft sinkt

Laut einer repräsentativen Umfrage von November 2021 (Edelmann Trust Barometer 2022), bei der in 28 Märkten in Deutschland 36.000 Personen befragt wurden, zeigt sich deutlich: Das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung ist im Vergleich zum Vorjahr stark gesunken. Nur 47 % der Deutschen vertrauen der Regierung. Im Vorjahr waren es noch 59 %.

Auch der Anteil der Befragten, die Unternehmen vertrauen, sinkt von 54 auf 48 % (global: 61 %), gefolgt von den Medien, die mit 47 % ebenfalls unter dem globalen Mittelwert von 50 % liegen.

  1. Fehlendes Wertesystem

Ein Wertesystem ist vielen Menschen abhandengekommen. Dazu hat auch die Kirche ihren Teil beigetragen. Homosexualität ist ein Grund für Entlassungen, Missbrauchstäterinnen und –täter in den eigenen Reihen werden nicht geahndet. Die Kirche verpasst es seit Jahren, ihr System zu restrukturieren und angemessen auf die eigenen Fehler zu reagieren. Die Folgen lassen sich deutlich an der Zahl der Kirchenaustritte ablesen: Sie erreicht aktuell einen neuen Höchststand.

Zusehen und abwarten können wir uns nicht erlauben. Um Demokratie auch in Zukunft leben zu können, brauchen wir Unterstützung von vielen Seiten.

Was können Führungskräfte, Unternehmerinnen und Unternehmer tun, um die Demokratie zu stärken?

 

Demokratie muss jeden Tag gelebt und vorgelebt werden. Die Umsetzung findet mitten in der Gesellschaft statt. Führungskräfte in einem Unternehmen können dafür einen wertvollen Beitrag leisten, indem sie das Thema auf ihre Agenda setzen. Mit einer sensiblen Unternehmenskultur, die auf Chancengerechtigkeit achtet, stärken wir das liberale Werteverständnis, auf dem unsere Demokratie beruht.

Wie kann das aussehen?

  • Gemeinsam im Managementkreis reflektieren, wie die aktuellen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen das Unternehmen und dessen Erfolg beeinflussen.
  • Prüfen, ob und inwieweit im Unternehmen Minderheiten benachteiligt werden. Welche Rolle spielt z. B. Alltagsrassismus und struktureller Rassismus?
  • Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch gehen, z. B. zur Rolle der Medien in der heutigen Zeit.
  • Die Unternehmenskultur auf eine liberale Wertekultur überprüfen.
  • „Growth Mindset“ leben, d. h., Fähigkeiten können weiterentwickelt werden, Erfolge sind nicht von Herkunft oder Geschlecht abhängig.
  • Gemeinsam mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eine Strategie entwickeln.
  • Einen konkreten gesellschaftlichen Nutzen mit Blick auf ein demokratisches Miteinander formulieren und umsetzen.

Purpose beeinflusst den Unternehmenserfolg

 

83 % der Konsumenten fordern von Unternehmen heute mehr denn je, verantwortungsbewusst zu handeln. Aber auch die eigenen Nachwuchskräfte setzen sich zunehmend kritisch mit den inneren Werten eines Unternehmens auseinander. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wird die Relevanz des gesellschaftlichen Nutzens für Unternehmen ein zunehmend wichtiger Erfolgsindikator, denn er steht in unmittelbarem Zusammenhang mit einem motivierten diversen und offenen Team.

„Purpose-driven zu handeln […] dient der Existenzsicherung. Wer diesen Fakt außer Acht lässt, verhält sich ökonomisch naiv“ sagt Joachim Schütz, der ehemalige Geschäftsführer der Organisation Werbungtreibende im Markenverband. Eine Studie des Verbands vom November 2019 zeigt, dass sich Purpose lohnt ‒ und dies nicht nur für Unternehmen, die junge, gebildete, urbane und einkommensstarke Zielgruppen ansprechen (www.owm.de). Den Unternehmen, die Werte zeigen und leben, gehört die Zukunft.

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